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Zweiter Flevo-Tag

Am nächsten Morgen ging ich direkt nach dem Frühstück wieder ins Bett. Ich hatte in der Nacht nicht gut geschlafen – und Mammuth sollten zwischen ein und zwei Uhr am frühen Samstag Morgen spielen. Weil ich nicht damit gerechnet hatte dass ich so lange schlafe (und auch, weil er mir jetzt nicht besonders wichtig war) verschlief ich praktisch die Show von Tim Hughes. Bis ich endlich soweit war um zur Stage zu gehen, kamen mir nur noch Menschenmassen entgegen. Allerdings habe ich nicht alles verpasst, denn auch vom Zeltplatz aus war gut zu hören, dass er viele Worshipsongs spielte, die zur Zeit auch in der Jugend meiner Gemeinde oft gesungen werden.

Auf dem Festivalgelände angekommen gehe ich zum SubYard-Zelt, denn nur dort scheint es jetzt live-Musik zu geben. Laut Zeitplan sollten dort jetzt „Stairs to nowhere“ spielen…

Dort angekommen finde ich eine englische Rockband mit original Pilzkopf-Gitarristen, der seinen Fuß kaum vom WahWah runterbekommzt und einer Sängerin, die ihrer Akku-Gitarre so klingen lässt, als würde sie Jack Johnson persönlich sein. Die Mischung stimmt – es rockt – und es ist wirklich gut. So gut, dass neben mit plötzlich der Sänger der Gentlemen auftaucht, barfüßig mittanzt und am Ende auch Lautstark zugaben fordert. Als der Moderator dann die Band abmoderiert höre meine ich zwar zu erkennen, dass er einen Bandnamen sagt (mein (nicht vorhandenes) Holländisch reicht gerade dazu mit gutem willen vielleicht die ein oder andere ausgehängte Festivalregel zu verstehen), aber das war nicht „Stairs to Nowhere“. Zum Glück hab ich einen Fachkundigen Engländer neben mir, der mir mitteilen kann, dass das Philippa Hanna war. Die reihenfolge im Zelt hat sich wohl wegen irgendwelcher verschobenen Flüge geändert..

Danach bleibe ich im SubYard-Zelt. Munich und LPG spielen – ich fand beide gut – und kaufte mir von beiden CD’s. Beide machen Musik die irgendwo im Indie-bereich anzusiedeln ist. Bei Munich gabs auch manchmal weibliche Vocals zu den Sons, bei LPG war die Sammlung von alten Keyboards/Synthies denen der Keyboarder Soundsentlockte schon allein beeindruckend…

Dann waren Lingby dran. Die erste deutsche Band die ich auf dem Flevo sehe. Sie sind zu dritt uf der Bühne (Drums + Macbook, Keys + Trompete & Posaune über eine Loopstation + Gitarre, Gitarre + Gesang) und schauen aus, als ob sie versuchen wollen JumboJet in nem Bad-Taste-Contest zu schlagen. Musikalisch gefallen sie mir sehr gut. Durch die Loopmaschine wird da ein ganzer Bläserchor aufgebaut und in einem Intro durfte auch eine alte Winnetou Hörspielkasette nicht fehlen. Außerdem hab ich davor noch kein Konzert erlebt, bei dem (zumindest beim Intro eines Lieds) das Publikum beinahe geschlossen Kniebeugen machte. Auch hier muss ich mich gleich mit CD’s eindecken. Dem Pulli des Sängers zufolge kommen sie aus NRW (“Jugend trainiert für Olympia in NRW”) – hoffentlich schaffen sie es auch mal in den Süden…

Fireflight und Stellar Kart spar ich mir und mach mir lieber was zu essen und stärke mich für später. Als ich wieder zum Festivalgelände komme meine ich Stryper von der Mainstage zu hören. Dort angekommen sehe ich Tourniquet die beinahe so wie das Original „To Hell With The Devil“ zum besten geben. Wenn ich deren Sänger richtig verstanden hab spielt zur Zeit ja auch ein Ex-Stryper-Mitglied bei ihnen – oder doch nicht? Das weis doch sicherlich jemand…

Bevor Salvador loslegten kam noch eine (tägliche) Comedyeinlage über die Videowand: „Flievomen“. Ein Superheld mit rotem Cape, der auf Zuruf angeannt kommt. Am Donner rettere er einen Regenurm vor dem Überfahren werden, am Freitag füllte er einem Sandelnden Kind den Eimer Wasser wieder neu und für Samstag konnte ich beobachten, dass bei den Duschcontainern gefilmt wurde. Ich bin mal gespannt was da wohl passiert.

Salvador hatten das Publikkum von anfang an im Griff und machten richtig guten Latin-Rock. Arrangements passten, die Musiker glänzten bei Soli – es hat alles gepasst. Riesenluftballons (circa 1m durchmesser) und Softfrisbees flogen durch die Luft (bis sie es dann doch zu oft bei den Securities im Graben gelandet waren und diese keine Lust mehr zum zurückwerfen hatten) – und es wurde getanzt. Ich bin trotzdem nach einer halben Stunde gegangen- schließlich wollte ich noch einen platz im SubYard-Zelt bekommen. Aber noch ein Satz zu den Securities: Ich hab schon lange kein Konzert mehr erlebt, bei dem sie so wenig zu tun hatten. Keine Stagediver die (weil es verboten ist) runter geholt werden mussten, und beim Einlass immer nur die Bitte sein Armband zu zeigen.

Auf der SubYard-Bühne spielten Deutronomium und erfreuten die Niederländischen Metalfans. Aber im Zelt waren auch schon viele Leute, die sich für Project86 einen Platz freihalten wolltn. Das bekamen dann Mammuth zu spüren, die ihren ersten Gig in den Niederlanden spielten. Für sie war es nicht einfach in kontakt mit dem Publikum zu kommen, das eigentlich nur wartete, aber sie gaben alles und spielten eine Hammer Show. Es waren Songs von allen CD’s u hören – und zwischendurch auch immer wieder ansagen von was die Lieder handelten aber Mammuth waren auch die erste Band auf dem Festival, die dem Publikum nachdenkliche Gedanken mitgab, denn Christen haben auch eine verantwortung wahrzunehmen. Nach dem Konzert unterhielt ich mich mit Tom Liesch (dem Veranstalter des Solidfestivals) und Daniel (Sänger von Mammuth) noch bis drei Uhr über alles Mögliche: Gesangstechnik beim Schreien (wichtig ist der einsatz der Bauchmuskulatur wie beim klassischen Gesang), Festivals, Veranstalter, Vegetarismus, Ethik,… Auf dem Weg zurück ins Bett schossen mir dann Fragen durch den Kopf. Warum ist Mammuth die einzig mir bekannte christliche Band, die Fair trade T-Shirts verkauft. Sollten das nicht möglichst alle machen um für eine gerechtere Welt zu sorgen? Aber vielleicht sollte ich einfach erstmal bei mir anfangen und mir selbst Gedanken drüber machen welche Klamotten ich trage – und warum… Dass ich am nächsten Morgen im Buch „Handschlag mit dem Teufel“ über den Völkermord in Ruanda weitergelesen habe, hat mich noch mehr gezeigt wie ungerecht diese Welt ist… Ich bin mal auf’s Greenbeltfestival nächstes Wochenende gespannt, ich glaube, dass ich auf deren Webseite gelesen habe, dass es dort z.B. nur Fairtrade Cafe gibt. Vielleicht gibt es ja dort auch den ein oder anderen Workshop oder Vortrag der thematisch in diese Richtung geht. Hier auf dem Flevo findet doch das meiste Niederländisch statt. Ich habe zwar als ich mein Ticket abgeholt habe auch einen Zettel mit Informationen über englischsprachige Veranstaltungen bekommen, aber nachdem ich einmal drüber geschaut habe hab ich ihn dann weggelegt und beschlossen mich hier vor allem der Musik zu widmen…

Erster Flevo-Tag

Ich bin noch auf der Autobahn – und schon der erste kleine Schock wie groß dieses Festival wohl ist: Schon auf der Autobahn ist das Flevo ausgeschildert. Doch leider entdecke ich das Schild erst sehr spät – und kann es nicht genau lesen. Irgendwas mit Ausfahrt 21 und 22 stand drauf. Ich nehm spontan, nachdem ich in Deutschland schon ein paar Kilometer zu lange auf der Autobahn verbracht hab lieber mal die erste Ausfahrt, was sich leider als Fehler rausstellt: Ich stehe zwei Stunden lang im Stau um zu den Zeltplatzparkplätzen zu fahren. Da will ich aber garnicht hin, denn ich will im zum Campingbus umfunktionierten VW-Bus schlafen. Glücklicherweise gibt’s unter auch von da einen durchgang zum Caravan-Campinggelände – und eine halbe Stunde später steh ich auf meinem Platz. Akkerdings muss ich sagen, dass mir die Wartezeit auch gut versüßt worden ist: Unter 106,3 MHz lief nämlich die ganze Zeit Flevo-Radio.

Danach kam der erste Gang über das ganz nette Gelände. Und das ist wirklich Klasse. Wenn die Bands von der Mainstage schauen, sehen sie hinter den Zuschauern einen See, die zweitgrößte Bühne, die „Quench Stage“ ist auf dem Wasser aufgebaut und man steht als Zuschauer auf dem Sandstrand.

Mit einer halben Stunde verzögerung (eine Gitarre war wohl Kaputt, aber MUYM liehen eine aus) fing das erste Konzert an: Stellar Kart spielen punkig angehauchten mehrstimmien Rock. Ist zwar irgendwie ganz nett, aber bei T&N hat man sowas schon öfter, und wenn man an RelientK denkt auch schon besser gehört. Ich gehe weiter ins „Music & More“-Zelt. Dort spielt Sarah Kelly und unter den Zuschauern findet sich auch der Sänger und Gitarrist von Flatfoot56. Nach ein paar Songs gehe ich wieder weiter das Gelände erkunden – im Zelt ist es mir doch zu stickig – und so sehr begeistern dass ich trotzdem bleibe kann mich Kelly nicht. Ich will noch einen Blick ins „SubYard“-Zelt werfen – dort werden heue Abend noch The Gentlemen und morgen Mammuth rocken. Ganz nett denk ich nachdem ich ein Blick hinein geworen habe. Welches Problem dieses „nette“ Zelt hat werde ich später noch feststellen…

Insgesammt gibt es beim Flevo ganze 16 Locations von denen das Programm im Programmflyer abgedruckt ist.

Ich will mir jetzt erstmal ein Abendessen gönnen und will zum Zeltplatz zurücklaufen. Doch ich treffe Frans (Saxophon) und Peter (E-Gitarre) von MUYM. Besser: Ich werde getroffen. Ich schau mir grad nochmal einen aushängenden großen Geländeplan an, als mir Frans auf die Schulter klopft. Wir reden kurz – aber die beiden müssen schnell zur Mainstage zum Soundcheck. Ein paar Meter weiter treffe ich auch noch Jan…

Nach einem guten Festivalabendessen (zwei „GießHeisesWasserDraufUndWarteFünfMinuten“-Dosen) geht’s zurück zum Festivalgelände. Es lässt sich von meinem Platz in gut zehn Minuten erreichen – ganz angenehm. An der Bühne angekommen fällt mir zuerst die große Videowand auf, die mittig hinter der Bühne angebacht ist. Es läuft ein Countdown, es ist Werbung zu sehen – und immer wieder ein Flug durch das 3D-Modell des Festivalgeländes. Ungefähr zehn Kameras stehen bereit um später die Wand mit Livebilern zu füllen…

Um 18:30 fangen MUYM an, das Gelände an der Mainstage füllt sich und die Party geht ab. Mit Fans die Konfettikanonen starten, Luftballons durch die Luft zischen lassen und Luftschlangenspraydosen leeren. Zum Glück muss ich hier nicht aufräumen. Die Jungs spielen altbewährtes und neues. Als sie nach 35 Minuten von der Bühne müssen fehlt den Fans noch Tupdetup, das lautstark intoniert wird. Musikalisch hatten die Jungs heute entweder nicht ihren Besten Tag – oder die Tontechniker ware noch nicht ganz fitt (oder beides) – jedenfalls stört es mich nicht, dass gleich Starfield auf die Bühne kommen. Deren Show scheint vielen der Besuchern zu gefallen – die Jungs haben wohl auch vor kapp drei Monaten schon bei einem großen Jugendtag in Holland gespielt – auf mich will der Funke nicht ganz überspringen. Mir gefallen da The Elms schon deutlich besser. Das ist schöner rockiger Rock’n’Roll. Nur die Show die der Sänger abzieht ist nicht ganz so meins. Immerhin schafft er es praktisch die ganze Show lang mit seine Rechten Fuß zu stampfen. Ich überlege mir, ob das normal ist – ich als Rechtshänder stampfe auch mit dem Rechten Fuß – und der Sänger spielt ne Lefthand-Telecaster… Das Wetter hält sich an dem Abend auch besser als ich erwartet hatte. Gegen Ende von Starfield hatte es aus dem zugezogenen Himmel plötzlich leicht angefangen zu nieseln – und während The Elms war es auch nie ganz trocken. Aber danach zog es sogar wieder auf. Die Regenjacke blieb trotzdem an, denn es war doch kühl geworden. Nach den ersten Akkorden von Project86 verlasse ich den Platz vor der Mainstage. Ich mag es einfach wenn noch etwas mehr vom „Gesang“ verständlich ist…

Ich wende mich den Essensständen zu und stelle Fest, dass ich mir, bevor ich was zu Essen kaufen kann erst Marken („Munten“) kaufen muss… Aber als ich die erst hatte, kam ich dafür am Essensstand sofort dran. Nur hätte ich nicht an das gute CRN-Gyros denken sollen, denn hier in Holland war nicht nur die Portion kleiner, sondern auch das Brötchen nicht so toll. Denn wer will schon Gyros im Hamburgerbrötchen?

Anschließend geht’s zurück zur Mainstage. Ich höre mir sitzend das Ende von Project86 an, dass doch melodischer ist als ich erwartet hatte. Ein Lied war mir zuerst doch noch ganz gut im Kopf geblieben. Jetzt kann ich mich doch nicht mehr dran erinnern…

Sixpence NRT war anschliesend ein Traum! Sie spielten nicht nur alte Lieder, sondern auch viele von Leigh’s Soloalbum „Blue on Blue“ und zwei/drei neue. Thess Wiley (Weis nicht ob man sie so schreibt – aber wisst ihr woher mir der Name bekannt vorkommen könnte?) spielte das erste Konzert mit Sixpence und intonierte nicht nur perfekt die zweite Stimme zu den Songs, sondern spielte auch Akkustik-Gitarre. Fans bliesen Seifenblasen in die Luft – es war ein Herrliches Konzert!

Nach dem Konzert ging es dann zur SubYard-Stage wo “The Gentlemen” spielten. Leider war das Zelt schon komplett überfüllt – und ich kam nur noch mit etwas Glück rein ins Zelt. Die Engländer hatten das Publikm fest im Griff und spielten eine Hammer Show. Das macht echt Appetit auf mehr – und zum Glück gibt’s die Möglichkeit auch am Samstag Abend auf der Mainstage.

Danach stand das „Music & More“-Zelt auf dem Programm: Joy Electric. Auf dem Weg dorthin begegnete ich dann nochmal kurz MUYM. Die hatten grad im gläsernen Festival-Radio-Container noch ein unplugged-Stück gespielt…

Eigentlich war ich ja auf JoyElectric gespannt gewesen. Aber nachdem dann nur Chris Martin (So heist der Kerl doch?)  EDIT: Nein – er heist Ronnie Martin… seine Lieder sang – und nur ein Moog-Synthie von einer Frau bedient wurde (und ich nicht das gefühl hatte, dass irgendwas „live“ rauskam) schaltete ich ab. Nach einer halben Stunde, die ich gefühlt mehr schlafend als wach in der ersten Reihe am Beleuchtungsturm gelehnt war und Ronnie Martin Monosynth gesungen hatte ging es ab ins Bett. Beim Verlassen des Zelts lief ich noch an den Gentlemen vorbei, denen war es wohl noch nicht nach schlafen.