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Dritter Flevo-Tag

Heute schaffe ich es schon um 13:15 auf dem Festivalgelände anzukommen. Rivelino spielt auf der Quench-Stage. Zumindest gefühlt hatte er letztes jahr beim Rock on the Rock mindestens einen Gitarristen mehr und ein bis zwei Keyboarder weniger dabei. Er spielt immer noch Funkigen Rock der mit R’n’B, Ragge, Raps und Dancehallelementen angereichert ist. Nur leider keines der lieder, die ich noch vom letzten Jahr kenne. Als zugabe folge eine Coverversion von Bob Marley mit angepasstem Text: „No JahJah no cry“. Ich hatte mir mehr erhofft…

Ich mache mich auf zur SubYardstage wo ich gestern so schöne alternative Indie-Sachen hören konnte. DeoVolente fangen auch ganz gut an – nur ist es für mich leider nicht verständlich weil es Holländisch ist. Schade. Frühstück suche ich hier aber leider vergebens – anstelle von ihnen scheint es die akkustische Tourniquet-Show jetzt hier zu geben. Da die bühne aber so niedrig ist, dass man in drei Meter entfernung leider nur noch die Köpfe der Musiker sieht die vorne stehen, ich ganz hinten im Zelt bin und außdem lieber Claas als Tourniquet höre gehe ich weiter ins „Music&More“-Zelt.

Dort hat Claas gerade angefangen zu spielen. Es ist seine erste Show in den Niederlanden, Gestern war er auf dem Revofest und morgen spielt er in Estland, gerde hat er Probleme mit seiner Gitarre. Trotzdem schafft er es durch seine Bühnenpräsenz kontakt zum Publikum aufzubauen – und schon bald singen die vielleicht knapp 250 leute die im Zelt verteilt sind mit.

Nachdem Class fertig ist schau ich nochmal ins SubYard. Frühstück sind noch nicht aufgetaucht, aber Anderson stehen auf der Bühne. Anderson machen gemütliche electrosongs mit feinem, auch mal mehrstimmigem Gesang. Ob Gitarre oder Orgel zwischendurch (im gegensatz zu den Beats die alle elektronisch sind) auch mal live bedient werden kann ich von hinten leider nicht erkennen. Aber die Band aus den Niederlanden scheint hier schon einen gewissen Bekanntheitsgrad zu haben, denn das Zelt ist voll – und auch hinten wird noch mitgeklatscht und getanzt.

Ich gönne mir vor dem letzten Abend an der Mainstage mit Ruth, Flatfoot56, The Gentlemen und MxPx nochmal ne Pause und gehe zurück zum Zeltplatz. Schon jetzt sind erste Abbauerscheinungen bei einigen Infoständen zu sehen. Plötzlich kommt mit ein mit Girlanden und Schildern geschmücktes Quad entgegen: 10.000 steht darauf. Wahrscheinlich bekommt der zehntausendste Besucher die Ehre umhergefahren zu werden. Letztes Jahr waren hier übrigens 10.700 Personen – dieses Jahr auf alle Fälle mehr als 10.000.

Zurück auf dem Festivalgelände spielen Ruth. Schöner Rock mit teils mehrstimmigem Gesang. Der Sänger hat zwischendurch Probleme mit seiner Gitarre – und brauch leider 5 Minuten um sie in den Griff zu bekommen…

Danach legen Flatfoot56 los. Es tut mir leid, aber ich kann mich imgegensatz zu allen Anderen Personen um mich rum nicht dafür begeistern. Das Tempo der Songs scheint der maximalen Geschwindigket der Finger des Dudelsack bzw. Mandolinenspielers angepasst zu sein – Bass und Gitarre legen ihre 16tel drauf – und dazu der raue gesang – es ist nicht mein Fall…

Die Gentlemen legen dafauf eine prächtige Show hin. Das Publikum singt mit, hüpft, klatscht – es passt einfach. Gefühlt haben sie auf alle fälle mehr Bühnenerfahrung als Ruth (von denen MxPx nachher sagen werden, dass das die Band ist die zur Zeit überall da spielt wo auch sie spielen), denn als da die Gitarre mal nen aussetzer hat wird gut improvisiert und das Publikum durch Gesangsübungen zum nächsten Song bei Laune gehalten. Ich hoffe, dass sie auch bald mal wieder in Deutschland zu sehen sind.

Es folgt eine längere Umbaupause. Für MxPx muss wohl alles ganz perfekt sein. Sie haben alles selbst mitgebracht: Drumset, Amps – und ihren eigenen Bühnentechniker, der vom aussehen der Vater des Sängers und Bassers sein könnte. Als sie dann endlich loslegen, spielen sie nicht nur neue Songs sondern auch älteres, was mir von T&N-Samplern bekannt ist. Ihr Bühnentechniker steht die ganze Zeit nervös hinter dem Bassamp. Aber sie scheinen ein eingespieltes Team zu sein – ich hab selten so schnelle Instrumentenwechsel gesehen wie bei MxPx. Bei der Zugabe „Punk Rock Show“ wirft er sich mit Sänger und Basser für einen instrumentenwechsel gegenseitig einen Bass zu über knapp 10 Meter. Hammer Show – nur mir als Musiker tut es leid um die Bässe bei denen das beim üben nicht so toll geklappt hat…

Was das ganze leider etwas trübt ist dass der Sound den ganzen Abend nicht so der Hammer war – und es war auch sehr leise. Ich hab irgendwie den verdacht, dass es eine feste Order gab eine bestimmte Lautstärke nicht zu überschreiten. Leider litt darunter so manches zu leises Gitarrensoli und einige zu leise Stimmen.

Ich gehe danach bad ins Bett – habe schließlich am nächsten Tag ne längere Fahrt vor mir.

Erster Flevo-Tag

Ich bin noch auf der Autobahn – und schon der erste kleine Schock wie groß dieses Festival wohl ist: Schon auf der Autobahn ist das Flevo ausgeschildert. Doch leider entdecke ich das Schild erst sehr spät – und kann es nicht genau lesen. Irgendwas mit Ausfahrt 21 und 22 stand drauf. Ich nehm spontan, nachdem ich in Deutschland schon ein paar Kilometer zu lange auf der Autobahn verbracht hab lieber mal die erste Ausfahrt, was sich leider als Fehler rausstellt: Ich stehe zwei Stunden lang im Stau um zu den Zeltplatzparkplätzen zu fahren. Da will ich aber garnicht hin, denn ich will im zum Campingbus umfunktionierten VW-Bus schlafen. Glücklicherweise gibt’s unter auch von da einen durchgang zum Caravan-Campinggelände – und eine halbe Stunde später steh ich auf meinem Platz. Akkerdings muss ich sagen, dass mir die Wartezeit auch gut versüßt worden ist: Unter 106,3 MHz lief nämlich die ganze Zeit Flevo-Radio.

Danach kam der erste Gang über das ganz nette Gelände. Und das ist wirklich Klasse. Wenn die Bands von der Mainstage schauen, sehen sie hinter den Zuschauern einen See, die zweitgrößte Bühne, die „Quench Stage“ ist auf dem Wasser aufgebaut und man steht als Zuschauer auf dem Sandstrand.

Mit einer halben Stunde verzögerung (eine Gitarre war wohl Kaputt, aber MUYM liehen eine aus) fing das erste Konzert an: Stellar Kart spielen punkig angehauchten mehrstimmien Rock. Ist zwar irgendwie ganz nett, aber bei T&N hat man sowas schon öfter, und wenn man an RelientK denkt auch schon besser gehört. Ich gehe weiter ins „Music & More“-Zelt. Dort spielt Sarah Kelly und unter den Zuschauern findet sich auch der Sänger und Gitarrist von Flatfoot56. Nach ein paar Songs gehe ich wieder weiter das Gelände erkunden – im Zelt ist es mir doch zu stickig – und so sehr begeistern dass ich trotzdem bleibe kann mich Kelly nicht. Ich will noch einen Blick ins „SubYard“-Zelt werfen – dort werden heue Abend noch The Gentlemen und morgen Mammuth rocken. Ganz nett denk ich nachdem ich ein Blick hinein geworen habe. Welches Problem dieses „nette“ Zelt hat werde ich später noch feststellen…

Insgesammt gibt es beim Flevo ganze 16 Locations von denen das Programm im Programmflyer abgedruckt ist.

Ich will mir jetzt erstmal ein Abendessen gönnen und will zum Zeltplatz zurücklaufen. Doch ich treffe Frans (Saxophon) und Peter (E-Gitarre) von MUYM. Besser: Ich werde getroffen. Ich schau mir grad nochmal einen aushängenden großen Geländeplan an, als mir Frans auf die Schulter klopft. Wir reden kurz – aber die beiden müssen schnell zur Mainstage zum Soundcheck. Ein paar Meter weiter treffe ich auch noch Jan…

Nach einem guten Festivalabendessen (zwei „GießHeisesWasserDraufUndWarteFünfMinuten“-Dosen) geht’s zurück zum Festivalgelände. Es lässt sich von meinem Platz in gut zehn Minuten erreichen – ganz angenehm. An der Bühne angekommen fällt mir zuerst die große Videowand auf, die mittig hinter der Bühne angebacht ist. Es läuft ein Countdown, es ist Werbung zu sehen – und immer wieder ein Flug durch das 3D-Modell des Festivalgeländes. Ungefähr zehn Kameras stehen bereit um später die Wand mit Livebilern zu füllen…

Um 18:30 fangen MUYM an, das Gelände an der Mainstage füllt sich und die Party geht ab. Mit Fans die Konfettikanonen starten, Luftballons durch die Luft zischen lassen und Luftschlangenspraydosen leeren. Zum Glück muss ich hier nicht aufräumen. Die Jungs spielen altbewährtes und neues. Als sie nach 35 Minuten von der Bühne müssen fehlt den Fans noch Tupdetup, das lautstark intoniert wird. Musikalisch hatten die Jungs heute entweder nicht ihren Besten Tag – oder die Tontechniker ware noch nicht ganz fitt (oder beides) – jedenfalls stört es mich nicht, dass gleich Starfield auf die Bühne kommen. Deren Show scheint vielen der Besuchern zu gefallen – die Jungs haben wohl auch vor kapp drei Monaten schon bei einem großen Jugendtag in Holland gespielt – auf mich will der Funke nicht ganz überspringen. Mir gefallen da The Elms schon deutlich besser. Das ist schöner rockiger Rock’n’Roll. Nur die Show die der Sänger abzieht ist nicht ganz so meins. Immerhin schafft er es praktisch die ganze Show lang mit seine Rechten Fuß zu stampfen. Ich überlege mir, ob das normal ist – ich als Rechtshänder stampfe auch mit dem Rechten Fuß – und der Sänger spielt ne Lefthand-Telecaster… Das Wetter hält sich an dem Abend auch besser als ich erwartet hatte. Gegen Ende von Starfield hatte es aus dem zugezogenen Himmel plötzlich leicht angefangen zu nieseln – und während The Elms war es auch nie ganz trocken. Aber danach zog es sogar wieder auf. Die Regenjacke blieb trotzdem an, denn es war doch kühl geworden. Nach den ersten Akkorden von Project86 verlasse ich den Platz vor der Mainstage. Ich mag es einfach wenn noch etwas mehr vom „Gesang“ verständlich ist…

Ich wende mich den Essensständen zu und stelle Fest, dass ich mir, bevor ich was zu Essen kaufen kann erst Marken („Munten“) kaufen muss… Aber als ich die erst hatte, kam ich dafür am Essensstand sofort dran. Nur hätte ich nicht an das gute CRN-Gyros denken sollen, denn hier in Holland war nicht nur die Portion kleiner, sondern auch das Brötchen nicht so toll. Denn wer will schon Gyros im Hamburgerbrötchen?

Anschließend geht’s zurück zur Mainstage. Ich höre mir sitzend das Ende von Project86 an, dass doch melodischer ist als ich erwartet hatte. Ein Lied war mir zuerst doch noch ganz gut im Kopf geblieben. Jetzt kann ich mich doch nicht mehr dran erinnern…

Sixpence NRT war anschliesend ein Traum! Sie spielten nicht nur alte Lieder, sondern auch viele von Leigh’s Soloalbum „Blue on Blue“ und zwei/drei neue. Thess Wiley (Weis nicht ob man sie so schreibt – aber wisst ihr woher mir der Name bekannt vorkommen könnte?) spielte das erste Konzert mit Sixpence und intonierte nicht nur perfekt die zweite Stimme zu den Songs, sondern spielte auch Akkustik-Gitarre. Fans bliesen Seifenblasen in die Luft – es war ein Herrliches Konzert!

Nach dem Konzert ging es dann zur SubYard-Stage wo „The Gentlemen“ spielten. Leider war das Zelt schon komplett überfüllt – und ich kam nur noch mit etwas Glück rein ins Zelt. Die Engländer hatten das Publikm fest im Griff und spielten eine Hammer Show. Das macht echt Appetit auf mehr – und zum Glück gibt’s die Möglichkeit auch am Samstag Abend auf der Mainstage.

Danach stand das „Music & More“-Zelt auf dem Programm: Joy Electric. Auf dem Weg dorthin begegnete ich dann nochmal kurz MUYM. Die hatten grad im gläsernen Festival-Radio-Container noch ein unplugged-Stück gespielt…

Eigentlich war ich ja auf JoyElectric gespannt gewesen. Aber nachdem dann nur Chris Martin (So heist der Kerl doch?)  EDIT: Nein – er heist Ronnie Martin… seine Lieder sang – und nur ein Moog-Synthie von einer Frau bedient wurde (und ich nicht das gefühl hatte, dass irgendwas „live“ rauskam) schaltete ich ab. Nach einer halben Stunde, die ich gefühlt mehr schlafend als wach in der ersten Reihe am Beleuchtungsturm gelehnt war und Ronnie Martin Monosynth gesungen hatte ging es ab ins Bett. Beim Verlassen des Zelts lief ich noch an den Gentlemen vorbei, denen war es wohl noch nicht nach schlafen.