Shit, gerade hab ich festgestellt, dass dieser Entwurf schon seit wochen praktisch fertig bearbeitet ist und nur noch drauf wartet veröffentlicht zu werden. Dann mach ich das jetzt mal…
Auch Amberg ist vom Unmut von Studenten über Studiengebühren & Bolonga-Reformen nicht komplett verschont, es hat sich im letzten Monat eine Interessengemeinschaft (IGAS2009) gebildet die mit der Hochschulleitung am 09.12. eine Podiumsdiskussion führte. In diesem Beitrag versuche ich einen Überblick über die Podiumsdiskussion zu geben. – er hat keinen Auspruch auf Vollständigkeit und völlige Korrektheit der wiedergegebenen Aussagen.
15:15 – Der Audimax füllt sich, vielleicht 80 Studenten sind anwesend. Leider ist es vor allem in den hinteren Reihen voll.
15:23 – Es beginnt. Es sind vielleicht 120 Studenten da. Präsident, Vizepräsidenten, weitere Vertreter der Hochschulleitung und IGAS-Vertreter sitzen in der ersten Reihe. Vor Diskussionsbeginn hat der Präsident das Wort. Er versucht es lustig zu beginnen – ihm ist der Dialog und der Austausch wichtig. Er erzählt über die „besseren“ Bedingungen in Amberg & Weiden gegenüber anderen Hochschulen laut verschiedenen Rankings und Studien. Zum Bolonga-Prozess: Der Läuft und lässt sich nicht mehr aufhalten. Er ist wohl über Studentenproteste aus Netzwerken informiert und freut sich, dass die IGAS zwischen den Forderungen an Unis und Fachhochschulen unterscheidet. Er erzählt, dass hier ein Betreuungsverhältnis von 1:40 besteht, viel besser als an vielen anderen FHs.
Vor kurzem war ein treffen aller Präsidenten von Angewandten Fachhochschulen – auch sie fordern flexiblere Prüfungszeiten, bessere Anerkennung bei Hochschulwechseln, flexiblere Handhabung von Studienzeiten, Noten der ersten Studienphase sollten weniger zur Endordnung beitragen als bisher. Nächstes Jahr wollen sie an bestimmten Stellschrauben des Bayrischen Hochschulgesetzes drehen. Sie wollen Stress minimieren, Studienzeiten flexibilisieren,…
Zu den Studienbeiträgen: Diese können nur im Landtag wieder abgeschafft werden. Er glaubt dass nur mit den aktuellen 500€ das Niveau der FH gehalten werden. Vom Freistaat kommen im Jahr 6,7mio€, Studienbeiträge sind rund 1,5mio€ zur Verbesserungen der Bedingungen, Drittmittel kommen über Spenden, Forschungsgelder,… insgesamt 1,8mio€. 1/3 der Studenten zahlt erzeit keine Studienbeiträge da sie Befreit sind. Laut Satzung kommt im Jahr 2010 alles wieder auf den Prüfstand (Hochschulbeiträge, Verwendung,..) – alles muss vor dem Gesetzeber bilanziert werden. Es wird also 2010 wieder Änderungen geben. Studiengebühren werden an der HAW durch ein Gremium das zu je aus 50% aus Studenten und Hochschulleitung besteht. Allerdings zählt die Präsidentenstimme doppelt. Er war allerdings nie bei den Sitzungen, nicht wegen mangelndem Interesse, sondern damit die Hochschulleitung bei einer Kampfabstimmung (die es allerdings angeblich noch nie gegeben hat) keinen Vorteil hätte…
15:40 Präsident ist fertig – Diskussionsregeln werden vorgestellt.
Auf der Tagesordnung steht:
- Studienbeiträge
- Bus und Bahn
- Kopierkosten
- Veränderung der Studien&Prüfungsordnung
- Selbstbestimmtes Studium
Forderungen der IGAS: Senkung der Studiengebühren auf 200€ zum schnellstmöglichen Zeitpunkt oder Staffelung der Beiträge.
Aktuell gibt es 2600 Studenten, 830 zahlen keinen Beitrag, davon sind 120 sind wegen Geschwister befreit. Frage: Warum gilt bei uns der Höchstsatz? Mindestsatz an FH’s ist 100 (Unis 300) – Höchstsatz 500. Frage an die FH: Warum von Anfang an 500€ ? Antwort: Gelder werden gebraucht um optimale Bedingungen zu erhalten Im Grenzbereich zu Hessen und Österreich haben sich verschiedene FH’s abgestimmt und niedrigere Beiträge um nicht zu wenig Studenten in Zukunft zu haben. Anspruch war in der Qualität nicht nachzulassen, Bedingungen sollen optimal bleiben, 2,66€ pro Tag sind bezahlbar, in Amberg ist das Studieren trotzdem billiger, weil z.B. Wohnraum hier günstig ist. In München sind wohl 300€ gebühren dran – aber Lebenshaltungskosten deutlich höher. „Finanzminister“ der HAW Roth kommt ans Podium. Er erzählt vom komplexen Haushalt, dass Studiengebühren in den Körperschaftshaushalt gehen und nichts mit dem Staatshaushalt zu tun haben. Ständig liegen Studiengebühren im Wert von Rund eines Semesterbeitrags auf der Seite um für Investitionen zu Sparen und Liquide zu sein.
Frage aus dem Publikum: Sind die Gebühren dafür da um Löcher aus der öffentlichen Finanzierung zu schließen und Liquide zu bleiben?
Antwort: Es ist so nicht geplant gewesen – und es ist auch nicht so. Nur die Ausgabe der Mittel ein halbes Jahr Zeitverzögert getätigt. Die Aussage gerade bezog sich nur auf die Liquidität für Ausgaben aus Studiengebühren.
Frage warum liegt das Geld ein Semester? Antwort: nach dem Einzug der Gebühren muss erst in der Fachschaft über Verwenung gesprochen werden, da das erst nach dem Einzug geschieht dauert es meist rund ein Semester. Auch gesetzliche Fristen für größere Ausschreibungen (3-4 Monate) dauern…
Frage Ist nicht irgendwann ein „guter Standard an der FH“ erreicht? Antwort vom Präsident: Er geht davon aus, dass in 2010 mit den Ministerien beraten wird, aber der Druck über „alle Teile des packets“ nachzudenken ist wohl höher als noch 4-6 Wochen. An anderen FH’s gab es wohl größere Angebote von FH’s an Studenten um Hörsäle wieder freizugeben. In der Oberpfalz haben drei Hochschulen Vereinbart bis 2010 bei 500€ zu bleiben um sich nicht gegenseitig Studenten abzuwerben.
Frage: Wie war die Hochschulfinanzierung ohne Studienbeiträge denn je möglich? Antwort des HAW-Rechners: Das muss der Finanzminister Bayerns wissen.
Frage: Welche Position hat die HAW für die Verhandlungen 2010? bleibt sie am Höchstsatz oder wird sie vielleicht geringer? Antwort (Präsident): Der nächste und übernächste Doppelhaushalt des Wissenschaftsministeriums wird wohl auch nicht größer sein. Deshalb will er eher an den 500€ bleiben und diese Sinnvoll einsetzen. Er kann nicht in die nächste Verhandlungsrunde mit der Position 350€ gehen, solange er keine vernünftige Gegenfinanzierung sieht. Er will keine Gelder verprassen und bis zum Beweis einer anderen Lösung aber volle Verhandlungsfreiheit haben.
Einwurf aus dem Publikum: Für einen Studenten sind 500€ viel Geld. Antwort (Präsident); Sieht er auch so – jedoch ist das gesamte Hochschulsystem chronisch unterfinanziert. Er schlägt vor gemeinsam an den Landtag mit der Forderung nach höherer Finanzierung zu treten. Er ist dabei längeren Politischen Druck mit den Studenten aufrecht zu erhalten.
Wegen Gesetz aus 2003 aus München war es leider nicht möglich neues personal einzustellen, weshalb sich zwischen 2003 und 2007 das Personal nicht erhöhen durfte, die Zahl der studierenden verdoppelte sich aber.
Einwurf von einem Student auch ihn wurmen die 500€, aber wenn man seine Studienarbeit schreibt freut man sich über jedes Buch in der Bib und über jeden PC an dem man arbeiten kann – auch wenn sie aus Studiengebühren finanziert wurden.
Frage eines Studenten: Rechnet der Staat nicht damit dass die Hochschule von Studiengebühren Personalstellen einrichtet weil es vom Staat kein Geld mehr gibt? Antwort: Vielleicht ja, aber es werden nur Personalstellen in Abstimmung mit Studenten verabschiedet. Und auch diese merken, dass sie das die gebühren nicht in ihrem Sinn verwendet werden würden würden sie auch nicht zustimmen.
Frage des Moderators um den ersten Block abzuschließen: Wie schaut es nach der Forderung aus? Werden die gebühren gesenkt? Antwort: Der Präsident will keine Weihnachtsgeschenke verteilen und deshalb auch jetzt nichts versprechen. Wenn 2010 Bilanz gezogen wird, und wenn dann genügend Geld aus anderen Bereichen kommt um das nach der Senkung von Studiengebühren wegfallende Geld zu ersetzen, dann wird er auch Gebühren eventuell senken können.
Moderator verließt konkrete Forderung an den Freistaat (Abschaffung von Studienbeiträgen – Hochschulfinanzierung durch den Freistaat). Er ist aber Praktiker, will nichts versprechen hinter dem er nicht stehen kann, und wenn er sich die Finanzsituation des Freistaats anschaut meint er, dass er deshalb nicht mit diese Forderung an die Regierung gehen kann ohne die Qualität der HAW zu gefährden.
16:55 – Der Erster Punkt zieht sich durch verschiedene Fragen aus dem Publikum die nicht alle Direkt auf die Gebühren bezogen sind.. Es raschelt in den Reihen – erste Studenten verlassen das Audimax. Vielleicht sind die anderen Punkte der Tagesordnung doch nicht so interessant?
17:00 – Die IGAS Stellt ihre Forderungen hinsichtlich der Studien- und Prüfungsordnung dar: Änderung der Notengewichtung (Erste Semester sollen weniger zählen), Prüfungswiederholung soll vereinfacht werden, eine Freischussregelung wird gefordert. Antwort des Dekans: Auch er sieht dort Spielraum, und auch mit anderen Hochschulen gemeinsam sieht er es so dass sich dort was machen lassen könnte. Er sieht es für möglich, dass die ersten beiden Semester zu einer „Orientierungsphase“ gehören in denen die Noten vielleicht auch gar nicht gewertet werden. Er befürwortet die Verlängerung der Fristen für das Nachschreiben von Prüfungen (wie wohl auch alle anderen Präsidenten von Hochschulen in Bayern), aber dafür muss eine Studienrahmenordnung angepasst werden (die für alle Hochschulen gilt). Er hofft aber, dass das schnell in Angriff genommen werden kann.
Die Bolonga-Beauftragte der Hochschule sieht auch dass es Mängel im Bolonga-Prozess gibt, sieht aber auch, dass viele Forderungen und Anregungen von Studenten beim „umbau“ von Diplom auf Bachelor/Master eingeflossen sind.
Frage aus dem Publikum: Was kann es mit den Notengewichtungen geändert werden – und wenn es geändert wird, zählt es dann auch für aktuell studierende? Antwort der Bolonga-Beauftragten: Für aktuell studierende ändert sich dann nichts, aber wenn änderungen über Prüfungsmodalitäten (Nachholversuche,…) erfolgen ist das sofort machbar.
17:10 – schnell weiter zum nächsten Thema (weitere Studenten erlassen das Audimax): Mehr und Bessere Wahlmöglichkeiten im letzten Studienabschnitt. Präsident: Er will dass ein Bachelorsystem auch Allgemeinbildung vermittelt. Er hofft aber dass es möglich ist mehr Wahlfächer in Zukunft an zu bieten. Bolonga-Beauftragte: Es ist schwierig die AW-Fächer mit den Credit-Points und den Sonstigen Ansprüchen des Bachelorsystems (redizierung der Stundenzahl) unter einen Hut zu bringen.
Moderator kommt auf „Freischussregelung“ zurück. Er wünscht sich dass eine einzige Prüfung am Ende des Studiums von Studenten nochmal nachgeholt werden kann damit wenn eine einzige Prüfung den Studienschnitt versaut hat, dass dies dann nochmal verbessert werden kann.
Präsident: Juristen haben diese Regelung seit langem – und er weiß, dass auch in anderen FH’s über solche Regelungen nachdenken und dass diese in Ministerien geprüft werden. Am 08.01. wird diese in einer Sitzung wohl auch bedacht.
Frage aus dem Publikum wegen NC’s zu Masterstudiengänge die bei 2,5 liegen. Viele haben in den ersten Semestern einige Prüfungen vergeigt und deshalb Probleme den NC zu halten.
Antwort: NC muss nicht angewandt werden – kapazität in den master Studiengängen sind ausreichend, Einzelregelungen sind möglich, Studenten sollten sich keine Sorgen machen. Auch wenn zu wenige Credit Points verfügbar sind können diese im Masterstudium durch Facharbeiten ohne Extrasemester nachgeholt werden.
17:25 – bin bespannt wie lang mein Akku noch reicht – weiter geht es. Jetzt mit den Fragen ob Kopierkosten nicht vielleicht von der Stadt übernommen werden und die Frage nach dem ÖPNV.
Über den ÖPNV wird Diskutiert, nicht jeder würde ein Semesterticket brauchen und die Hochschulleitung will auch keine pauschal für alle Studenten höhere Verwaltungsbeiträge verlangen.
Ab hier konnte ich den Verlauf nicht weiter aufzeichnen da sich mein Akku verabschiedete. Am Ende waren vielleicht noch 60 Studenten im Hörsaal die es bis zum Schluss ausgehalten hatten.
Mehr informationen zur IGAS gibts auf deren WordPress-Blog.